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9. Klimaanalyse-Karten (Karte-XIII, Blatt 1 bis 12)
Kaltluftbereiche, Besonderheiten und Reliefstruktur


Die Belüftung der Siedlungsgebiete hat eine wesentliche Funktion insbesondere während aus-tauscharmer Wetterlagen. Deshalb sind die Kaltluftentstehungs- und Kaltluftsammelgebiete, welche die nächtliche Frischluftzufuhr bewirken, in dieser Karte besonders gekennzeichnet.


Kaltlufteinzugsgebiete

Die Kaltlufteinzugsgebiete zeichnen sich durch eine hohe Kalt- und Frischluftpro- duktion aufgrund der negativen nächtlichen Energiebilanz aus. Dies trifft auf größere zusammenhängende Freiflächen zu, während bebaute Gebiete und Wasserflächen aufgrund geringerer Kaltluftproduktion von diesen Bereichen ausgenommen werden.

Die mittlere Kaltluftproduktionsrate über Freiflächen beläuft sich auf ca. 12 m³ pro m² und Stunde, wobei dieser Wert mit größerer Hangneigung zunimmt (KING, 1973). Obwohl der Wald insgesamt wärmer erscheint, darf seine Kaltluftproduktionsrate gegenüber der von Freiflächen nicht unterschätzt werden: der erzielte Abkühlungs- grad ist über Freiflächen zwar höher, d.h. die Luft kühlt über Freiflächen stärker ab als über Wäldern, dafür beeinflusst der Wald ein größeres Luftvolumen (vgl. auch GOSSMANN, 1987).

Der Schwerpunkt der Kaltlufteinzugsgebiete befindet sich am Rand des Unter- suchungsgebietes mit den dort vorhandenen ausgedehnten Wiesen- und Ackerflächen. In der Nähe von Stuttgart sind vor allem das Lange Feld westlich von Kornwestheim und die Filderhochfläche als hervorge-hobene Kaltlufteinzugsgebiete zu nennen.


Kaltluftsammelgebiet

Das Kaltluftsammelgebiet bezeichnet ein größeres, räumlich zusammenhängendes Gebiet, in dem sich durch Kaltluftfluss aus Kaltlufteinzugsgebieten und/oder durch Kaltluftbildung vor Ort deutlich tiefere Lufttemperaturen als in der Umgebung einstellen; dort bestehen u. a. erhöhte Nachtfrostgefahr sowie eine verstärkte Neigung zu Dunst- und Nebelbildung.

Die Festlegung der Kaltluftsammelgebiete in der Klimaanalyse-Karte beinhaltet eine dynamische Komponente, indem sie sich an relativen topographischen Tieflagen orientiert. Somit weisen die Kaltluftsammelgebiete eine diesen Strukturen angepasste Obergrenze auf. Die entsprechenden Informationen sind der topographischen Karte und den Thermalkarten entnommen. Die thermische Wirkung verdichteter Siedlungsbereiche in Talzonen und Mulden hebt dort eine bodennahe Kaltluftsammlung ganz oder teilweise auf.

Als Kaltluftsammelgebiete sind alle eingeschnittenen Täler aufzufassen wie z. B. die Täler folgender Flüsse: Glems, Würm, Enz, Murr, Rems, Körsch, Fils und Aich sowie Feuerbacher Tal, Nesenbachtal und Siebenmühlental. Die Kaltluftsammlung im Neckartal wird vor allem im Bereich von Plochingen bis Stuttgart durch die dichte Bebauung größtenteils aufgehoben.

Im Bereich der Kaltluftströme führen quer zur Strömungsrichtung angeordnete Gebäude, Dämme oder Waldriegel zu einem Kaltluftstau. Damit ist sowohl eine erhöhte Nachtfrostgefahr als auch eine Behinderung des Kalt- und Frischluftflusses verbunden. Erst mit zunehmender Mächtigkeit der Kaltluft können Hindernisse überströmt werden.

Als Beispiele für Kaltluftseen, die durch Bauwerke oder Waldriegel verursacht werden, sind folgende Gebiete zu nennen: südlich von Winnenden, westlich von Hemmingen, südlich von Flacht/Weissach, südlich von Gerlingen, südlich von Möglingen, in Ludwigsburg-Eglosheim und um Affalterbach.

Hindernisse in Tälern, die mit zunehmender Mächtigkeit der Kaltluft überströmt werden, finden sich z. B. in folgenden Gebieten: östlich von Sindelfingen, östlich von Magstadt, in Waldenbuch, in Stuttgart-Uhlbach und -Untertürkheim, Stuttgart-Heslach, Waiblingen-Bittenfeld und Stuttgart-Plieningen.

Verengungen im Talquerschnitt wirken ähnlich wie ein Kaltluftstau und führen zu Behinderungen der Kaltluftströme. Verengungen durch Bauwerke oder spezielle topographische Gegebenheiten sind z. B. in folgenden Gebieten anzutreffen: Waiblingen (Remstal), Leonberg-Höfingen (Glemstal), Musberg (Siebenmühlental) und in Münchingen.


 
 

© Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadtklimatologie