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Zusammenfassung
Der Landschaftsraum ist prägend für die Lebensverhältnisse der Region Stuttgart. Die geologischen
Formationen führen zu großen Höhenunterschieden auf kleinem Raum und einer
ausgeprägten Reliefierung der Landschaft, die durch die Erosionskräfte der Oberflächengewässer
weiter geformt wurde. Die Stuttgarter Innenstadt liegt im Nesenbachtal umgeben
von einem fast geschlossenen Höhenkranz der bis zu 240 m über dem Talgrund
aufragt.
Die intensive Flächennutzung und die damit verbundene Versiegelung durch den Menschen
führt unter anderem zu Wärme- und Schadstoffemissionen.
Das regionale Klima wird durch diese Faktoren beeinflusst: Windarmut und der hohe Anteil
versiegelter Flächen im Talkessel der Stuttgarter Innenstadt führen zu einer mangelnden
Durchlüftung und damit verbunden zu einer verstärkten Wärmebelastung bis zu austauscharmen
Wetterlagen mit hoher Luftbelastung. Bioklimatisch stellt das für die Einwohner
der Stadt eine gesundheitlich Beeinträchtigung dar.
Für die Entlastung der klimatischen Situation im bebauten Talkessel sind die, durch das
Relief unterstützten, kühleren und häufig lufthygienisch unbelasteten Kaltluftströme von
den höher gelegenen unbebauten Flächen notwendig. Die Hauptbelüftung stellt der Talwind
des Nesenbachtals dar. Durch die ausgeprägte Überwärmung und die zunehmende
Bebauung des Stadtgebiets sind die kleinräumigen Hangabwinde, die Kaltluftabflüsse der
Kesselränder, immer wichtiger geworden. Für Stuttgart fungieren die Hänge sowohl als
Kaltluftabflussbahnen als auch als Ausgleichsraum, da der Anteil an unversiegelten Freiflächen
noch relativ groß ist.
Die Geschichte Stuttgarts zeigt, dass die klimatische Situation bereits im 17 Jahrhundert
problematisch war. Die Bebauung und Erschließung der Hänge fand erst ab Ende des 19.
Jahrhunderts statt und unterlag besonderen städtebaulichen Grundsätzen. Sie wurde
durch die Begrenzung der Bauhöhen, festgelegten Abstands- und Bauverbotsflächen an
das Landschaftsbild angepasst und somit der für Stuttgart typische grüne Charakter der
Randhöhen bis heute bewahrt.
Auch in der aktuellen Flächennutzungsplanung besteht die Zielsetzung diese Charakteristik
der lockeren Einzelhausbebauung zu erhalten und ist im FNP als Kombination aus
Wohnnutzung und sonstigen Grünflächen dargestellt. Da die verbindliche Bauleitplanung
noch auf die Festsetzungen von 1935 beruht, kommt es heute durch Einzelfallentscheidungen
für Bauvorhaben zunehmend zur Nachverdichtung an den Hängen. Damit verbunden
sind Beeinträchtigungen für das Stadt- und Landschaftsbild, der Verlust hochwertiger
Wohngebiete und innerstädtischer Erholungsflächen, zudem wird die wichtige
klimatische Ausgleichsleistung der Hanglagen für den gesamten Talkessel zunehmend dezimiert.
Aus rechtlicher Sicht sind für die klimatischen Belange in der Planung einige Sicherungsinstrumente
vorgesehen. Eine übergeordneten Betrachtung, die die Auswirkungen planerischer
Entscheidungen in Bezug zum gesamten Stadtgebiet darstellt, wird im Baugesetzbuch
durch die Strategische Umweltprüfung verlangt. Die zukünftige Entwicklung der
Stuttgarter Hanglagen könnte ein Rahmenplan, als informelles Instrument, beinhalten. Detaillierte
Festsetzungen für die Optimierung klimatisch beeinträchtigter Bereiche oder den
Erhalt wertvoller Bestände auf der Ebene der verbindlichen Bauleitplanung gibt das Baugesetzbuch
und das Naturschutzgesetz von Baden-Württemberg vor.
Im Vergleich zu anderen deutschen Städten kann Stuttgart auf ausführliche klimatische
Grundlagenuntersuchungen zurückgreifen, die jedoch auch konsequent in der baulichen
Entwicklung umgesetzt werden müssen. Die Beispiele Freiburg und Trier zeigen, dass die
Sensibilität der Bürger für die klimatischen Belange sehr groß ist. Modellkonzepte für eine
klimatisch sensible Nutzung der Hanglagen liegen außer in Form der Passivhaussiedlung
in Ulm nicht vor.
Die detaillierte Betrachtung der einzelnen Hangabschnitte im Stuttgarter Talkessel zeigt
hauptsächlich die Hangeinschnitte, die Klingen, als kleinräumige Kaltluftabflussbahnen
mit thermisch ausgleichender Wirkung für den Hangfuß und den angrenzenden Talgrund.
Es werden aber auch die Hanglagen lokalisiert, die durch bereits verdichtete Bebauung
und das fehlende Einzugsgebiet an unbebauten Flächen, selbst wärmebelastet sind.
Damit die wichtigen klimatischen Funktionen der Stuttgarter Hanglagen für das gesamte
Stadtgebiet aufrecht erhalten werden können, muss die Überwärmung verhindert und der
Kaltluftabfluss in den Klingen durch entsprechende Maßnahmen optimiert werden. Dabei
gehen die Zielsetzungen im Bereich Stadtklima mit der städtebaulichen Entwicklung der
Ortsbausatzung meist Hand in Hand.
Es hat sich gezeigt, dass bei Entscheidungen der baulichen Weiterentwicklung der Hanglagen
nicht nur der Einzelfall ausschlaggebend ist, sondern die Summenwirkung unbedingt
berücksichtigt werden muss. Durch einen städtebaulicher Rahmenplan für die Hanglagen
können die einzelnen Funktionen zusammengeführt und verortet werden und damit
die Entwicklungsziele für das gesamte Gebiet formuliert werden.
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