Lärmminderungsplan Stuttgart-Vaihingen (2000)Abbildungen
Projektauswahl
Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat am 11.07.96 beschlossen,
im Rahmen eines Pilotprojekts zunächst für den Stadtbezirk Vaihingen
einen Lärmminderungsplan nach § 47a Bundes-Immissionsschutzgesetz
aufzustellen. In diesem Pilotprojekt sollen Erfahrungen in der Aufstellung
von Lärmminderungsplänen gesammelt werden. Die hierbei gewonnenen
Erkenntnisse können später auf die Lärmminderungsplanungen
für andere Stadtbezirke übertragen werden. Die Beschränkung
auf einen Stadtbezirk erfolgte außerdem, um in absehbarer Zeit Ergebnisse
zu erhalten und Lärmminderungsmaßnahmen umsetzen zu können.
Der Stadtbezirk Vaihingen erschien aus mehreren Gründen
für das Pilotprojekt besonders geeignet. Zum einen ist die für
die Berechnung der vorhandenen Lärmbelastung erforderliche Datengrundlage
im Vergleich zu anderen Stadtteilen relativ gut. Zum anderen bildet dieser
Stadtbezirk eine räumlich relativ geschlossene Einheit, in der sämtliche
Arten von Lärmquellen vorkommen: Autobahnen, Bundesstraßen,
städtische Hauptverkehrsstraßen, Stadtbahnen, Eisenbahnen, Gewerbebetriebe,
Sport- und Freizeitanlagen. Vaihingen hat ca. 44 000 Einwohner
und ist damit der zweitgrößte Stadtbezirk im äußeren
Stadtgebiet.
Vorhandene Lärmbelastung
in Vaihingen
In Vaihingen wurden Schallimmissionspläne (Lärmkarten) für
die Lärmquellen Straßenverkehr, Schienenverkehr, Gewerbe und
Sport- und Freizeitanlagen sowie die Summe dieser Lärmquellen berechnet.
Die Berechnungen wurden von TÜV Ecoplan Akustik GmbH, Filderstadt
durchgeführt und im Januar 1998 fertig gestellt. Das Ministerium für
Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg hat die Berechnungen im Rahmen
eines Modellprojekts des Landes finanziert.
Vorherrschende Lärmquellen sind die innerörtlichen
Hauptverkehrsstraßen (Hauptstraße - Möhringer Landstraße,
Robert-Koch-Straße - Robert-Leicht-Straße), die Autobahnen
A 8 und A 831 und die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße
14. An diesen Straßen werden Beurteilungspegel von bis zu 75 dB(A)
tagsüber und über 65 dB(A) nachts erreicht (siehe Lärmkarten).
Demgegenüber sind die anderen Schallquellen (Schienenverkehr,
Gewerbe, Sport- und Freizeitanlagen) nur von untergeordneter Bedeutung
und verursachen lediglich punktuelle Konflikte. Daher wurden neben den
zahlreichen Lärmminderungsmaßnahmen im Straßenverkehr
nur ein paar Maßnahmen gegen den Schienenverkehrslärm entwickelt.
Maßnahmenplanung
Um diejenigen Stellen bei der Aufstellung des Maßnahmenkatalogs
zu beteiligen, die die Maßnahmen umsetzen sollen oder von ihnen betroffen
sind, wurde ein Runder Tisch eingerichtet. Daran hatten Bürgervereine,
örtliche Handels- und Wirtschaftsverbände, Umweltschutzorganisationen,
Experten in den Gebieten Verkehr und Lärmschutz, Verkehrsunternehmen
und städtische Ämter teilgenommen. Moderiert wurde der Runde
Tisch von der Akademie für Technikfolgenabschätzung als neutrale
Institution.
Der Runde Tisch hat in 10 Sitzungen zwischen November
1997 und März 1999 ein umfassendes Maßnahmenkonzept zur Lärmminderung
erarbeitet und in einem Ergebnisbericht veröffentlicht. Die Verwaltung
der Stadt Stuttgart hat die Vorschläge auf ihre genaue Wirkung und
Durchführbarkeit geprüft und bei positivem Ergebnis in den kommunalen
Lärmminderungsplan aufgenommen.
Die Maßnahmen des Lärmminderungsplans Vaihingen
werden in kurz- und mittelfristige Maßnahmen und langfristigen Optionen
unterschieden. Die Lärmminderungswirkung wurde für diese beiden
Szenarien getrennt berechnet. Die Maßnahmen konzentrieren sich weitgehend
auf die Hauptverkehrsstraßen. Die Wohngebiete wurden bereits durch
großflächige Ausweisung von Tempo 30-Zonen weitgehend beruhigt.
Ergänzt wird der Maßnahmenkatalog durch ein paar Maßnahmen
an der Bahnstrecke.
Als wichtigste, weil wirksamste Lärmminderungsmaßnahme
sieht der Lärmminderungsplan ein flächendeckendes Fahrverbot
für Lkw über 3,5 t in Vaihingen vor. Der Lieferverkehr ist vom Verbot
ausgenommen. Für die anderen Lkw besteht eine Fahrtalternative über
den Umfahrungsring (Autobahn 8 - A 831 - B 14 - Ostumfahrung Vaihingen
- Nord-Süd-Straße - A 8).
Weitere kurz- und mittelfristige Maßnahmen sind
Zuflussdosierungen ("Pförtnerampeln"), Verstetigung der Geschwindigkeit
auf möglichst niedrigem Niveau durch geeignete Ampelschaltungen, Straßenrückbau
zu Gunsten von Fahrrad-, Park- oder Grünstreifen, Kreisverkehre, Förderung
des Radverkehrs (Radwege, Öffnung von Einbahnstraßen in entgegengesetzter
Fahrtrichtung, Abstellanlagen) und des ÖPNV (Ausbau des Stadtbahn- und
Busangebots durch neue Linien bzw. zusätzliche Fahrten, Einrichten
von Busspuren und Ampelbevorrechtigungen), Verbesserung des Fahrbahnbelags,
Schallschutzwände bzw. -wälle an der A 8 und B 14 und Geschwindigkeitsbeschränkungen.
Die kurz- und mittelfristigen Maßnahmen mindern
zusammen den Schallbeurteilungspegel in den meisten Gebieten Vaihingens
um 3 - 5 dB(A), zum Teil auch um 6 dB(A). Bei den langfristigen Maßnahmen
erzielen vor allem die Fahrbahnüberdeckelungen (A 8, B 14) hohe Lärmminderungen
von bis zu 15 dB(A).
Der Lärmminderungsplan Vaihingen wurde am 18.05.2000 vom Gemeinderat
verabschiedet. Über die Durchführung und Finanzierung der einzelnen Maßnahmen
ist jeweils gesondert durch Einzelbeschlüsse des Gemeinderats zu entscheiden.
Die folgenden Maßnahmen wurden inzwischen durchgeführt:
- Das flächendeckende Fahrverbot für Lkw über 3,5 t (Lieferverkehr frei)
in Vaihingen wurde zum 01.01.2006 angeordnet.
- Umbau der Haupt- und der Möhringer Landstraße (nur noch ein
durchgehender Fahrstreifen je Richtung),
- Umbau der Heerstraße zwischen Katzenbach- und Robert-Leicht-Straße (Fahrbahnverengungen) und Einbeziehung in die Tempo 30 Zonen,
- leiserer Fahrbahnbelag in der Büsnauer Straße,
- Kreisverkehr Büsnauer Straße/ Nobelstraße,
- Zuflussdosierungen an mehreren Kreuzungen, um den Durchgangsverkehr zu
verringern,
- Geschwindigkeitsbeschränkungen
in der Böblinger / Rottweiler Straße Richtung Vaihingen (50 km/h) und in
der Straße Am Wallgraben beim Übergang über die Stadtbahngleise (30
km/h),
- Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h für Pkw und 60 km/h für Lkw auf der B14 zwischen Johannesgrabentunnel und Büsnauer Straße,
- Lärmschutzwand an der A831 im Bereich Gründgensstraße,
- die Stadtbahn U8 Vaihingen - Degerloch - Ostfildern,
- Verlängerung der Buslinie Feuerbach - Botnang über Universität Vaihingen bis Lauchhau (zeitweise bis Sindelfingen),
- und ein stetiger Ausbau des Radwegenetzes.
Weitere Maßnahmen werden nach und nach umgesetzt.
Lärmminderungsplan Stuttgart-Vaihingen (ohne Abbildungen):
Download (pdf ca. 2,5 MB)
Lärmminderungsplan Stuttgart-Vaihingen (mit Abbildungen):
Download (pdf ca. 32 MB!)
Hier können Sie sich über den Stand der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen informieren:
(Stand: Juli 2021)
Download: LMP Vaihingen - Umsetzung der Maßnahmen (pdf)
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