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5. Thermalkartierung
5.2 Thermalkarte Morgen (Karte-III)



Download Karte-III (pdf)

Der Morgenmessflug dauerte insgesamt zwei Stunden und endete 49 Minuten vor Sonnenaufgang.

Zu dieser Tageszeit wird das Minimum der Lufttemperatur erreicht, wobei infolge der Austauscharmut der untersuchten Strahlungsnacht besonders große Abkühlungs- beträge am Erdboden erreicht werden. Zur Veranschaulichung der zwischen Abend- und Morgenmessflug eingetretenen Veränderung trägt die für beide Messflüge ein- heitliche Temperatur-Farbskala wesentlich bei. Doch ist im Norden und Südosten des Untersuchungsgebietes - wie schon beim Abendbild dargelegt - je eine Nahtstelle zum ersatzweise eingefügten Messflug des Jahres 1987 zu berücksichtigen.

Die dunkelblauen Flächen am unteren Rand der Temperaturskala (10 °C) haben sich stark ausgeweitet, so dass die Gebiete mit Messbereichsunterschreitung (Ober- flächentemperaturen unter 10 °C) nicht nur auf stark auskühlende technische Oberflächen wie z. B. Hallendächer von Industrie und Gewerbe beschränkt bleiben. Am kältesten ist es über hoch gelegenen Freiflächen, aber auch in den durch zusammenfließende Kaltluft geprägten Vegetationsflächen in Tal- und Muldenlagen des nach Süden und Südwesten insgesamt ansteigenden Untersuchungsgebietes. Auffallende Abkühlungsflächen findet man u.a. im Büsnauer Tal (nördl. Stgt.- Vaihingen), im Glemstal bei Leonberg, im Bereich der Freiflächen zwischen Renningen und Dagersheim, im Würmtal bei Eh-ningen, im Aichtal bei Waldenbuch sowie im Zuge des Körschtales mit der südlich angrenzenden Filderhochfläche.

Nicht nur die freie Landschaft, sondern auch die Ortschaften im südlichen Teil des Untersuchungsgebietes haben eine starke nächtliche Abkühlung erfahren, so dass die abendliche Übertemperatur der Siedlungen aufgezehrt ist und eine Angleichung am unteren Rand der Temperaturskala stattgefunden hat. Ähnliches gilt für bewaldete Gebiete, deren Warmluftpolster im Kronen-raum nur im Bereich dicht stockender Wälder in Kuppenlage erhalten geblieben ist. Hier fallen vor allem der Wald zwischen Heukopf und Schwarzwildpark sowie der Spitalwald in Stuttgart, die Bu-ocher Höhe und der Schurwald auf.

Der Grad nächtlicher Abkühlung von Landstraßen, Autobahnen, Siedlungen und der Wälder erlaubt es, Kaltluftsammelgebiete abzugrenzen, wobei die von den Tälern aus in Waldgebiete vorstoßende Kaltluft über das Relief des Waldbodens eine Ab- schätzung der Höhe des Sammelgebietes zulässt. Hierfür mögen das Feuerbacher Tal, das Glemstal, das Siebenmühlental und das Hölzertal östlich von Magstadt als Beispiele für eine entsprechende Bildinterpretation dienen. Im thermischen Schema der Kaltluftsammelgebiete mit gebietsweise etwa gleich hoher Obergrenze sind freilich stark auskühlende, hoch gelegene Wiesenflächen wie westlich von Maichingen nicht unterzubringen, weil es sich dort um autochthone Kaltluft und keine Kaltluft- sammlung handelt.

Eine Betrachtung des im Süden Stuttgarts vorhandenen Kaltluftpotentials, trägt zur Erklärung der starken nächtlichen Abkühlung weiter Teile der Stuttgarter Innenstadt und Feuerbachs bei. Denn das Feuerbacher Tal und das in die Innenstadt führende Nesenbachtal stehen mit ausgedehnten Kaltluftentstehungsgebieten über Glemstal, Gallenklinge und Heidenklinge bzw. über Siebenmüh-lental, Filderraum, Ramsbach- und Weidachtal in Verbindung. Auch in den Städten Esslingen und Sindelfingen deutet die erreichte nächtliche Abkühlung auf das Bestehen eines lokalen Windsystems bzw. nächtlicher Bergwinde.

In der Stadt Ludwigsburg, die im morgendlichen Wärmebild vergleichsweise warm erscheint, ist der belüftende Einfluss thermisch induzierter Winde reliefbedingt viel kleiner. Bei der Diskussion des beachtlich erscheinenden Temperaturunterschieds zwischen Ludwigsburg und Stuttgart sollte allerdings berücksichtigt werden, dass der starke Kontrast der Farben Gelb und Grün im Wärmebild nur den geringen Unter- schied von 1 °C beschreibt, und dass im Grenzbereich beider Temperaturstufen bereits eine geringe Temperaturänderung zu einem Farbumschlag führt.

Im übrigen kann die vergleichsweise starke Ausprägung einer Wärmeinsel in Ludwigsburg auf das Fehlen eines nächtlichen Bergwindes und den großzügigen Zuschnitt des Straßenrasters bzw. befestigter Flächen zurückgeführt werden.

In Kornwestheim fällt die im Vergleich zu den Straßen viel intensivere Abkühlung des ausgedehnten Rangierbahnhofs auf: Die rasche nächtliche Abkühlung der Gleisan- lagen ist auf das große Porenvolumen des Schotterbettes unter den Eisenbahn- schienen zurückzuführen. Das Porenvolumen isoliert den Gleiskörper als Ganzes thermisch vom Untergrund, desgleichen auch die einzelnen Schottersteine unterein- ander, so dass nur eine dünne Schicht der Steinpackung am Tage durch die Sonnen- einstrahlung (auf sehr hohe Temperaturen) erwärmt wird. Bei der nächtlichen Wärmeabstrahlung erhält diese Schicht keinen Wärmenachschub vom Unterbau her, und das Schotterbett kühlt entsprechend schnell ab.

In dieser Hinsicht unterscheiden sich Bahnanlagen von anderen befestigten Flächen in der Art des Stuttgarter Flughafens, wo der Wärmenachschub aus dem massiven Unterbau bis in den Morgen reicht. In der gleichen Art wirken auch Kfz-Stellplatz- anlagen von großer Ausdehnung und hohem Versiegelungsgrad.

Das Wärmespeichervermögen der Gewässer wird allerdings durch keine anderen technischen Objekte oder Landschaftselemente überboten: Die Seen haben unter- einander vergleichbar ihr sommerlich hohes Temperaturniveau von ca. 19 – 21 °C beibehalten. (Stichprobenartig vorgenommene Messungen der oberflächennahen Wassertemperatur bis 3 cm Tiefe ergaben eine durchschnittliche Abkühlung der Seen um rund 2 °C für die Zeit zwischen Abend- und Morgenmessflug.)

Das Fließgewässer Neckar zeigt dagegen größere zeitliche und örtliche Tempera- turschwankungen, was auf Wassereinleitungen und die Mischung des Wassers im Bereich von Schleusen und Wehren zurückzuführen ist.


 
 

© Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Abt. Stadtklimatologie